PRESSE

Hier einige Textpassagen, die wir oder andere über uns geschrieben haben. Wer will, muss oder beides (Journalisten, Konzertveranstalter), darf sich gerne aus ihnen bedienen.

D´Arcadia erfindet den "Folk-Wave", und das seit über zehn Jahren. Es ist ein Projekt, dessen Musik europäischer und arabische Folklore und Elemente von Renaissance- und Kammermusik in Wave, Gothic und Industrial-Arrangements einbettet.

Elektronische Beats wummern unter filigranen Hackbrettläufen, Wave-Keyboard ergänzt Schalmeien. Harmonische Linien tragen Texte, die in Décadence und Nihilismus, in Moritaten und Lyrik abtauchen.

Akustisch-Traditionelles und Elektronisch-Gothlastiges wird dabei transparent neben- und zueinander gestellt. Schwarzes ohne Eskapismen, Décadence ohne Klischees - D´Arcadia macht´s möglich!

D´Arcadia laden ein zu einem Intermezzo von dunkler Schönheit. Akustisch-Traditionelles und elektronische Elemente werden dabei transparent neben- und zueinander gestellt. Neue Lieder und alte Balladen zwischen Folk und Wave, weitab von eskapistischen Modetrends.

Gefühl und Härte, Hirn und Schwärze - ET IN D´ARCADIA EGO.

Die vielgelobte Neuerscheinung "Realitale" wird begleitet von Konzerten. Die Live-Auftritte werden von akustisch dominierten Sets bis hin zu elektronischen Sound-Kaskaden der jeweiligen Location angepasst - die unstatische Zusammensetzung D´ARCADIAs macht´s möglich. D´ARCADIA spielen nicht zuletzt deshalb oft und gerne in ungewöhnlichem Ambiente, wie in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig, in Burgen, Schlössern und Orangerien.


FAKTEN:
Gegründet: 1991
Ort: München
Label: Consequence Records
Vertrieb: SX Distribution
Web: http://www.dar
cadia.de
Kontakt: Thomas Gäbhard | Dingbuch 3 | 83139 Söchtenau | Tel./Fax: 08055-8387 | TGaebhard@t-online.de


FAQ


In dieser Rubrik haben wir aus verschiedenen Interviews, die Magazine mit Andrea Schilz geführt haben, ein paar Fragen zusammengestellt.

Die Artikel wurden veröffentlicht in:

SONIC SEDUCER
(Peter Heymann)

BLACK
(Manfred Zippel)

BLACKLIGHT
(Marco Schwiers)

ORPHEUS
(Pasqual)


Was bedeutet der Name D´Arcadia?
So um 1991 herum habe ich das Projekt ins Leben gerufen und von vornherein eine bestimmte Richtung eingeschlagen. Der Stil hat sich zwar in den letzten zehn Jahren verändert - wär´ ja auch schlimm, wenn ´s anders wäre - aber im Grunde macht D´Arcadia nach wie vor das, was wir "Folk-Wave" getauft haben: eine Verbindung von volksliedhaften Strukturen mit der musikalischen Prägnanz von New- und Dark-Wave. In dieser Mischung steckt auch die Message des Namens - Schönheit und Dunkelheit, dark Arcadia. Arkadien ist ein Landstrich, der den alten Griechen als mythischer Ort der Kunst und des Göttlichen galt. Doch, so geht die Story, eines Tages stirbt dort jemand und der Tod hinterlässt die Inschrift "Auch ich war in Arkadien" - aus der Traum. Darauf bezieht sich unser Motto "Et in Darcadia ego".

Wie geht die Bandgeschichte?
Anfang der Neunziger waren wir eine "richtige" Band mit Proberaum und allem. Nach dem Ausscheiden des Schlagzeugers Mitte der neunziger Jahre (und etwas später des Cellisten), haben wir uns aber völlig neu orientiert und sind mit der Zeit zu einer Projektstruktur gelangt, die sich als tragfähig erwiesen hat. Die Gruppe ist wie ein Kern mit konzentrischen Kreisen darum: Ich zeichne verantwortlich für Texte, Lieder, Stil und Setting, dann kommen die "wechselnden Steady Parts" Christoph Straube und Ian John Hudson an den Tasten und Reglern. Weiter geht´ s mit meiner Mitmusikerin und -sängerin Sabine Stelzer und unserem Labelboss und Produzenten Thomas Gäbhard. Den Rahmen bildet schließlich ein Netzwerk an Musikern, das uns unterstützt. Sie helfen sehr mit, D´Arcadia lebendig zu halten. Ihre Mitarbeit ist keineswegs konstant, sondern wechselt nach jeweiligem Bedarf und nach Lust und Laune der Mitwirkenden. Dementsprechend sind sie live auch nur dabei, wenn sie gerade Zeit und Kapazitäten dafür frei haben - was leider eher selten ist, gerade bei Profis wie Stefan Koglek, der mit seiner Band Colourhaze internationalen Erfolg im Psychedelic-Bereich hat und das Label Eletrohasch betreibt

Aus wem setzt sich D'arcadia aktuell zusammen?
Akustisch prägend für unser neues Setting sind, neben meinem altbekannten Hackbrett als tragendem Instrument und einigen Gitarren, Sabine Stelzers (alias Mandragora) Instrumente - Drehleier, Schalmeien und Flöten. Sie ist eine irre gute Musikerin, vom Technischen wie vom Kreativen. Ihre Läufe haben die Arrangements teilweise erst komplett gemacht. Auch ihre ausdrucksstarke Stimme war eine große Bereicherung. Wir singen öfters zweistimmig oder abwechselnd, bei einem Lied singt sie allein. Muss man hören! Elektronisch halten unser ConSequence-Labelboss Thomas Gäbhard - seine industriellen Roots sind ganz deutlich erkennbar - und der Produzent Ian John Hudson die Zügel in den Händen. Und nie fehlen darf natürlich D´Arcadia-Urgestein Christoph Straube am Keyboard.

Wie Entstehen die Stücke? Wie funktioniert eure Arbeitsweise?
Vom ungefähren Rahmen her entscheidet sich vieles gleich beim Schreiben eines Stücks. Zum Text stellt sich fast automatisch eine Melodie und eine Vorstellung davon ein, in welche Richtung das Ganze gehen sollte. Bei der Ausarbeitung kommen dann aber oft die besonderen D´Arcadia-Strukturen zum Tragen. Die Layouts der Lieder sind zumeist elektronisch, ausgehend von meinen akustischen Entwürfen. Die Daten wandern hin und her und können von mehreren Musikern bearbeitet werden - auch in akustischer Form. So bleiben die Stücke manchmal recht lange offen für Interpretationen. Die jeweils mitwirkenden Musiker drücken ihnen dann, wenn das Arrangement endlich steht, im besten Sinne ihren Stempel auf. Gerade Sabine Stelzer hat das auf "Realitale" genialisch gemacht. Ihre Instrumente - Schalmeien, Drehleier, Flöten -, ihre fantasievollen Läufe und ihre ausdrucksstarke (Zweit)Stimme haben viele Lieder erst richtig verkomplettiert. Auch der Produzent bringt natürlich viel mit: Thomas Gäbhards Industrial-geschwängerte Rhythmen und Sounds sind stilprägend für "Realitale" und geben genau den Kick, den wir unbedingt haben wollten.

Das erste Album "Nostrum" erschien im Jahre 1994, gefolgt von der "Theatre Du Satan" EP anno 2000. Erst jetzt gibt es mit "Realitale" wieder neues Material zu hören. Warum liegen zwischen allen D´Arcadia Veröffentlichungen immer so viele Jahre Pause?
Erstens, weil wir fast pathologisch davon besessen sind, jedes Lied bis zu seinem Optimum (bzw. dem, was wir dafür halten) auszuproduzieren. Das kann dann schon recht eigenartige Züge annehmen - da werden Arrangements gekippt, die jahrelang standen und es werden Aufnahmen verworfen, neu gemacht und wieder verworfen. Zweitens, weil jeder von uns einen Job hat und dies gegenseitig akzeptiert wird. So habe ich in meiner Studienabschluss-Phase völlig die Jalousien heruntergelassen. Und Ian hat die Mit-Produktion von "Realitale" für ein knappes Jahr verschoben, weil ihm das Konzeptalbum zum Irakkrieg sehr wichtig war. - Soll aber nicht heißen, dass wir das ganz großartig finden, so verdammt wenig zu veröffentlichen. Wir sehen das als Manko, plädieren aber auf lässliche Sünde: Besser wenig und dafür (hoffentlich) gut.

Inwieweit unterscheidet sich das Line-Up der an "Realitale"beteiligten Musiker von dem Line-Up auf "Nostrum" und "Theatre Du Satan"?
"Nostrum" ist Archäologie, ein Erstlingswerk, dessen positive Resonanz uns eigentlich immer etwas überrascht ha
t. Ich und andere finden zwar nach wie vor die Substanz des Ganzen o.k., die musikalische Umsetzung war aber insgesamt doch eher niedlich. Der damals tragendste Part war der uns blutigen Anfängern technisch weit überlegene Jazz-Schlagzeuger und Gittarist Ludwig Danz. Er hat eine Menge zu Aufbau und Arrangement der Stücke beigetragen und D´Arcadias musikalische Naivität defloriert. Die EP "Théatre de Satan" war dann eine Art identifikatorisches Zwischenstadium. Auf ihr sind Nostrum-lastige Akustik-Geschichten (darunter auch eine in Urbesetzung eingespielte Live-Aufnahme), aber auch satte Elektronik zu hören. Für Ersteres war hauptsächlich der Gitarrist Stefan Koglek eingebucht. Mit seiner Band Colourhaze hat er internationalen Erfolg im Psychodelic-Rockbereich. Wer die akustischen Läufe von "Théatre de Satan" hört, kann sich vorstellen, warum. Fürs Digitale war und blieb Arcana Obscura-Mastermind und ConSequence-Records-Boss Thomas Gäbhard zuständig. Mit seinen prägnanten Arrangements und Sounds standen die Zeichen für "Realitale" am Horizont. Und diese letzte CD ist in ihrer Mischung aus Wave-, Industrial- und Folkelementen eigentlich erst das, wo wir hinwollten.

Wie tretet ihr live auf? Tourt ihr?
Wir treten, je nach Location und Verfügbarkeit der Musiker, in einer Besetzung von zwei (ich und Christoph) bis vier (Sabine, Ian) auf. Was das Visuelle angeht, arbeiten wir an einem 19.-Jahrhundert-Setting. Diese Zeit hat´ s uns angetan... Jeder von uns stellt in einer Art Salon-Inszenierung einen Typus der Epoche dar. Außerdem werden mit einer Pseudo-Camera-Obscura (der Kasten sieht so aus, beinhaltet aber einen Beamer) von uns gemachte "Stummfilme" und stimmige Bilder gezeigt. Aber eine richtige, echte Tour - das wird wohl nichts. Unser kommerzieller Erfolg reicht bis dato nicht aus, um uns profitabel durchs Land zu schicken. Wir spielen aber in etlichen Clubs, als Vorgruppe (z.B: Ordo Equitum Solis, Faun, In My Rosary) und auf Festivals.

Verbirgt sich hinter dem Album "Realitale" ein bestimmtes Konzept?
Ja. Der Titel "Realitale" ist ein Wortspiel aus "Reality" und "Tale" und bezieht sich auf das Spannungsfeld zwischen der Welt des Faktischen und der der Wünsche und Träume. Manchen Menschen gelingt es, sich in dieser Grauzone anzusiedeln. Ein gewisser Herr Sebastian Perfeller hat das im vorletzten Jahrhundert wortwörtlich getan. Er hat sich mitten in den Alpen eine "Chinesenstadt" gebaut und darin gewohnt. Vorher war er zweimal um die halbe Welt gereist, hatte den Vormärz unterstützt und missionierende Jesuiten verekelt. Er galt als Spinner und hatte hart mit seiner dörflichen Umwelt zu kämpfen. Wir wollten mit dem Booklet einen "Gang" durch die Salons der Chinesenstadt machen - die Bandfotos fügen sich da ein. Sie, bzw. wir, sind ganz auf 19. Jahrhundert gestylt. Jedes Foto illustriert ein Lied: Sabine als Biedermeier-Unschuld mit Vanitas-Symbolen zu "Oh Death", Christoph als Dandy mit Stechapfelgemälde ("Datura"), die zwei Techniker beim Stellen einer Standuhr zum Uhrticken-besampleten "Decade´s Diary" und ich als schwarzverschleierte Witwe mit Urne in der Hand zu "R.I.P.".

Wie bist du auf die Geschichte hinter der "Chinesischen Stadt" gestoßen und was hat sie mit dem Album zu tun?
Gestoßen bin ich darauf beruflich. Ich habe Volkskunde studiert, das ist so etwas wie die Kulturwissenschaft des Alltäglichen. Alles "Normale", das, was bei der Hochkunst durchfällt, weil es nicht außergewöhnlich und genial ist, landet dort. Sozusagen der Trash der Jahrhunderte. Die Chinesenstadt ist ein Spaltprodukt davon, ich bin ihr vor Jahren auf einer Uni-Exkursion begegnet. Ein winziges Museum beherbergt die letzten Spuren von Perfellers Lebenswerk. Ein paar davon haben mich so fasziniert, dass sie den Rahmen für zwei D´Arcadia-Alben gaben: Eine alte Postkarte mit dem Titel "Théatre de Satan" und das einzige Foto der längst zerstörten Chinesenstadt. Der Bezug zu uns ist folgender: Die radikale Art, wie Pefeller seinen Traum gelebt hat, war in meinen Augen gleichzeitig eine Flucht und ein Manifest. Ein bisschen sehe ich auch D´Arcadia zwischen diesen Polen "Märchenwelt" und "Wirklichkeitskonfrontation" pendeln. Deshalb bildet die Geschichte den konzeptuellen Rahmen für unser neues Album.

Wie wichtig ist es für dich, dass sich die Hörer mit den inhaltlichen Hintergründen deiner Musik befassen? Welche Sachverhalte möchtest du den Menschen so ans Herz legen?
Grundsätzlich mag ich keine Gebrauchszettel-Kunst, so konzeptuell überfrachtetes, unsinnliches Zeug. Ein Werk muss sich zwar nicht partout aus sich selbst erklären, trotzdem werde ich misstrauisch, wenn es vom Künstler und seinen Aussagen völlig überlagert wird. Der Anspruch D´Arcadias ist, dass die Sache für sich selbst stehen kann und auf allen Ebenen funktioniert. Wenn sich dann jemand dafür interessiert, was die inhaltlichen Hintergründe sind, freut´ s mich natürlich. Es gibt da schon einiges, das ziemlich tief abtaucht und bei dem Erklärungen vielleicht neue Zugänge schaffen können.

Aus welchen Quellen schöpfst du deine Inspiration?
In erster Linie aus meiner Leidenschaft für Kunst- und Kulturgeschichte. Ich finde mich mit vielen meiner Erfahrungen und Gefühlen in Werken wieder, die andere geschaffen haben - also ein intellektueller Zugang, zumindest an der Oberfläche. Die Auswahl der Dinge und Konstrukte, in denen ich mich gespiegelt sehe, kommt natürlich letztlich aus dem Bauch.

Welche historische Epoche ist für das künstlerische Schaffen von D'Arcadia am wichtigsten?
Ganz klar das 19. Jahrhundert. Hier finden sich praktisch alle wichtigen Koordinaten, die sich dann im 20. Jahrhundert fortsetzen - Gottestöter, Schwarzromantiker, Märchenmacher, Gothic-Revivals, Maschinenträume, Exzentrik, politisches Erwachen und was sonst noch alles. Die Autorin A.S. Byatt hat mal gesagt, wir seien hinter unseren postmodernen Fassaden nach wie vor Kinder des 19. Jahrhunderts... ich in dieser Hinsicht?

Wie seht ihr euch in Bezug auf andere Mittelalterbands?
Kleines Problem mit der Formulierung "andere Mittelalterbands": wir waren und sind keine Mittelalterband, auch wenn wir auf zig Gothic-Mediaeval-Samplern vertreten sind und mit Acts wie Faun spielen. Aber der Mix von akustischen und elektronischen Instrumenten macht doch noch kein "Mittelalter" - Corvus Corax, Qntal etc. haben einen ganz anderen Zugang zur Materie. Wir benutzen Elemente aus der Mittelalter-Sparte Collageartig, ohne stilistisch eine dezidiert historisierende Richtung einzuschlagen. Und wenn sich bei uns Liedstrukturen, Texte und Outfit auf eine historische Epoche beziehen, dann auf das 19. Jahrhundert. Die Mittelalter-Kategorisierung nervt ein wenig, weil wir sie nicht loswerden und man uns ihretwegen schon unverstärkt buchen wollte, was völlig unmöglich ist. Allerdings ist die Misere auch etwas hausgemacht. Ich habe mal vor Jahren ein Bandinfo herausgegeben, in dem der (selbst)ironisch gemeinte Satz stand: "Archaisch, Mystisch, Mittelalterlich - diese Begriffe fehlen in der Presse nie, wenn einschlägige Bands beschrieben werden" - jetzt haben wir den Salat. Aber zum Thema habe ich trotzdem auch noch ein bisschen Konkretes parat. Aus dem Kontakt zur Mittelalter-Rockband "Van Langen und des Teufels Lockvögel" hat sich eine wertvolle Zusammenarbeit ergeben, die "Realitale" maßgeblich bereichert: Sabine Stelzer alias Mandragora spielt verschiedene alte Instrumente perfekt und singt großartige Additional Vocals. Ein echter Glücksfall, dass wir sie als Steady Part gewinnen konnten. Und der Meister höchstselbst, Marcus van Langen, singt bei der Ballsde "Lenore" die männliche Hauptrolle. Aber selbst das wird uns nicht zu einer Mittelalterband machen!

Inwieweit spielt Authentizität eine Rolle für dich?
Sie spielt eine große Rolle. Ich bin nämlich gegen eine gewisse Art Authentizität allergisch und gehe ihr deshalb lieber aus dem Weg. Es gibt da so einen Echtheits-Fetischismus, der öfter mal Eigentore schießt. Das bezieht sich nicht nur auf Teile des Mittelalter-Segments, sondern auch auf den Willen zur 150%igen Szene-Schwärze. Da machen sich gerne Vernageltheit und Nabelselbstumkreisungen breit. Ich will´ s mal so sagen: Authentisch heißt Original, und das ist bekanntlich das Gegenteil von Kopiert. Wenn man jetzt ganz echt was authentisch kopieren will, wird´ s seltsam.

Ihr scheint euch von der Schwarzen Szene etwas zu distanzieren, wirkt aber musikalisch und visuell doch recht "schwarz". Erklärt das doch bitte mal.
À la Christiansen: Danke für die Frage. Da kann ich nun was klarstellen. Ich mag seit zwanzig Jahren "dunkle" Musik. Identifizieren kann ich mich aber nur mit jenen Teilbereichen der Sparte, die für mich ästhetisch und denkerisch tragfähig sind. Das war beim (New) Wave öfters der Fall und geben tut´ s das auch heute noch. Im schwarzen Sound der Neunziger bis heute, insbesondere in Deutschland, dominieren aber Stile und Weltsichten, mit denen ich absolut nichts anfangen kann: Auf Moll getrimmte Schlagermelodien, Technoklischees, weltschmerziger Eskapismus und apolitische Neo-Biedermeierlichkeit. Ich betone, dass dies nur meine eigene, subjektive, unmaßgebliche Meinung ist, gell! Jedenfalls ergibt sich daraus oberflächlich eine gewisse Schizophrenie: Ich bin "Schwarz", D´Arcadia auch. Aber anders, als es momentan der Mainstream ist, der sich mit Vollgas eines Zeichenuniversums bedient, das sich selbst zu genügen scheint. Was uns nicht stört, klar. Aber unser Setting hat einen anderen Background als bloße Gruft-Signalwirkung.

Was mögt ihr gar nicht?
Wenn die Form den Inhalt überwiegt und trotzdem so tut, als sei es umgekehrt. Anders gesagt: Plakativ aufgemachtes Zeug, das Tiefgang suggeriert, wo lediglich Plattitüden abgeliefert werden. Noch mal anders gesagt: Kitsch ist nur dann gut, wenn er handwerklich sorgfältig gemacht ist, weil bei ihm die Oberfläche zählt. Er gibt vor, ein Kunstwerk zu sein, besitzt aber nur dessen Oberflächenstruktur, nicht dessen Komplexität. Er spricht Emotionen an, nicht das Hirn. Soweit prima, da kann erstklassiges Entertainment herauskommen, Marilyn Manson zum Beispiel. Hut ab. Schlimm wird´ s für uns aber, wenn eben diese Sorgfalt - die eine Menge Können und Talent erfordert - nicht gegeben ist. Das quält uns dann: Schlüsselreizverklebte, qualitätsfreie Emotionssonderangebote an willig konsumprogrammierte Zielgruppen.

 


REZENSIONEN


03.03.2004

Blacklight Magazine

http://www.blacklight-magazin.de/

D´Arcadia - Realitale
Consequence / SXD
- Zehn Jahre sind bereits vergangen, seit das erste und bis dato einzige Album "Nostrum" von D´Arcadia erschien. Von einer EP im Jahre 2000 namens "Théatre Du Satan" abgesehen war es lange genug still um das Projekt um Andrea Schilz: Vorhang auf für "Realitale", ein beeindruckendes Werk zwischen Gothic, Darkwave, Mittelalter und Industrial.
D´Arcadia wurde 1991 in München von Sängerin Andrea Schilz ins Leben gerufen und glänzte bisher nicht gerade mit Quantität, dafür aber mit Qualität, die auf "Realitale", dem zweiten Album des aussergewöhnlichen Projektes, deutlicher denn je zum Vorschein kommt und mich unerwartetermassen beinahe vom Hocker gehauen hätte. Im Laufe der Jahre erschienen unzählige Sampler-Beiträge des Projektes, vornehmlich auf mittelalterlichen und mittelalterlich angehauchten Gothic-Compilations wie beispielsweise Miroque, Mystica Mysteria, Aeterna und natürlich gab es regelmässig Beiträge auf den Compilations ihres Labels Consequence Records. Labelchef Thomas Gäbhard, der ansonsten vornehmlich als kreativer Kopf von Disastrous Din und Arcana Obscura bekannt ist, liess es sich nicht nehmen und produzierte "Realitale" zusammen mit Ian Hudson, was dem Werk zu einem erstaunlichen Klangbild verhalf.
Eines der zentralen Instrumente bei D´Arcadia ist das Hackbrett, für dessen Spiel Andrea Schilz neben Gesang und Textung verantwortlich zeichnet. Unterstützt wurde sie auf "Realitale", von unzähligen weiteren Gastmusikern und den beiden Produzenten, die auch in die Keyboard-Tasten griffen, einmal ganz abgesehen, von Gründunsgmitglied Christoph Straube und Multiinstrumentalistin Sabine Stelzer. Diese ist dafür verantwortlich, dass auf "Realitale" diverse Flöten, Schalmeien, Davul, Drehleier und Dudelsack zu hören sind. Doch halt - wer nun damit rechnet, hier ein weiteres Mal ohrenbetäubendes Mittelaltergedudel zu hören zu bekommen, der liegt vollkommen daneben. D´Arcadia verknüpfen den Klang historischer Instrumente und altertümliche Melodien- und Textpassagen mit unzähligen modernen Einflüssen aus dem Darkwave- und Gothic-Umfeld, nämlich Keyboards, Gitarren und sogar elektronischen Komponenten, die eher hintergründig einfliessen und doch deutlich spürbar sind.
Schon der deutlich mit düsterem Touch versehene Opener "R.I.P." weiss bis auf äusserste zu begeistern. Rhthmische Industrial-Strukturen untermalen den hervorragend intensiven Gesang von Andrea und die eindrucksvollen Gitarrenparts lassen das ganze beinahe ins unermessliche ausufern. Noch ganz hin und weg von diesem Kleinod bricht man in "An Luna" auf zu neuen Ufern. Vertont wurde hier ein Text von Johann Wolfgang von Goethe in einem Gewand, dass an Hagalaz Runedance meets Estampie meets Dead Can Dance denken lässt. "Decade´s Diary" wartet dann sogar mit härteren, rockigen Gitarren, die im Einklang mit einer wunderschönen Flötenmelodie spielen, und zuweilen verzerrten Vocal-Passagen, die an Sina von Pzycho Bitch denken lassen, auf. Zurück in Richtung des dunklen Zeitalters führen dann die verspielten Darkwave-Stücke "Datura" und "Tale".
Etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen die männlichen Gesangspassagen in "Lenore" - doch nichts scheint hier ohne Grund so zu sein wie es ist, denn hier schlüpfte der bekannte Mittelalter-Musik Marcus van Langen in die Rolle des "Wilhelm". Der Text stammt Gottfried August Bürger und auch im folgenden "Oh Death" nimmt man Bezug auf historisches Liedgut, das in diesem Falle aus dem Amerika des 19. Jahrhunderts stammt. Schliesslich bekommt auch das bereits 2000 als EP veröffentlichte "Theatre De Satan" neues Leben in drei Akten eingehaucht und nimmt Bezug zur Gesamtthematik des Albums, welche sich auch im Artwork der CD niederschlägt. "Realitale" ist inspiriert von der erstaunlichen Geschichte eines Österreichers namens Sebastian Perfeller.
Somit erscheint "Realitale" in musikalischer wie auch thematischer Hinsicht vollends durchdacht und beeindruckt auf diesem Hintergrund umso mehr, denn trotz dessen wirkt das Album von vorne bis hinten äusserst lebendig. Äusserst eigenständig ist das Werk ohnehin ausgefallen, wobei wohlwollende Vergleiche mit Hagalaz Runedance, Dead Can Dance, Faith & The Muse, Love Is Colder Than Death durchaus angebracht erscheinen, um jedem der das Werk noch nicht gehört hat, dessen Güte zu verdeutlichen. D´Arcadia brauchen sich hinter all diesen kunstvollen Vertretern des Genres kaum länger zu verstecken - "Realitale" ist ein echtes Meisterwek geworden.

 

     

     

02.03.2004

Altamura NOVITATES

Magister Rother

http://www.magister-rother.de

D'ARCADIA - Realitale
"Is all that we see or seem / But a dream within a dream?" Diese legendäre, das so selbstverständliche Bewusstsein des Menschen von seiner eigenen Wirklichkeit so tief verunsichernde Frage stellte Edgar Allan Poe im Jahre 1827 an das Ende seines wohl berühmtesten Gedichtes. Sie könnte ebenso gut als Motto über der vorliegenden neuen Veröffentlichung des Wave-Folk-Projektes D'Arcadia stehen.
Die ewige Frage nach jenem Stoff, aus dem die Wirklichkeit beschaffen ist, liegt wie ein beinahe schmerzhaft hallendes Echo über jedem Ton dieses Albums. "We are such stuff / as dreams are made of" spricht der Magier Prospero in Shakespeares 'Tempest', doch er trifft damit im selben Maße auch das Selbstverständnis des Künstlers: Eine fiktive Wirklichkeit zu erschaffen, ein "Realitale", wie D'Arcadia es in ihrem Albumtitel mit äußerster Prägnanz fassen, das ist der schwindelerregende Anspruch des wahren Künstlers. Und klingt das nicht tatsächlich selbst schon nach einer Art von Magie?
Die Atmosphäre auf "Realitale" ist hermetisch dicht. Eine unfassbare Drohung, die sich im Stile der gothic novel des 19. Jahrhunderts fast wohlig ausbreitet: "Time is a narcotic / loss of innocence", rezitiert Sängerin Andrea Schilz - doch ist "Zeit" überhaupt fassbar in einer Welt, in der es gar keine Wirklichkeit gibt? Es gibt kein Entrinnen aus dem magisch dichten Kosmos, den D'Arcadia auf dieser Veröffentlichung geschaffen haben. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft sind eins: Historische Instrumente und Strukturen fließen in schlafwandlerischer Sicherheit in das Klangbild ein und gewinnen in der Verknüpfung mit modernen Keyboards und Drum-Arrangements eine neue Wertigkeit. Unter den Neuerscheinungen der letzten Monate hat D'Arcadias 'Realitale' seinen großen Erfolg wahrhaftig verdient.
Mag

 


02.12.2003

Altamura NOVITATES

Musiktips des Monats Dezember 2003
Magister Rother

http://www.magister-rother.de

D'ARCADIA - Théatre du Satan
"Et in arcadia ego" - "Auch ich bin in Arkadien gewesen", die legendäre Inschrift, die wir inmitten eines pastoralen Idylls auf einem Grabstein auf dem gleichnamigen Gemälde Nicolas Poussins aus dem 17. Jahrhundert entziffern, ist vielleicht die lyrischste Umschreibung menschlicher Vergänglichkeit, welche jemals geprägt wurde - und sie hat mit all ihren mitschwingenden Bedeutungen über die Jahrhunderte immer wieder Generationen von Künstlern inspiriert.
D'Arcadia sind Künstler, das unterscheidet das Ensemble um die Sängerin Andrea Schilz von den meisten Pastiches der Darkwave-Szene. Wenn sie über "Satan" singen, wollen sie damit nicht H.I.M.- und Marilyn Manson-unselige Teenager beglücken, sondern wenden sich als denkende Menschen an denkende Zuhörer - und auch ein schelmisches Augenzwinkern ist hie und da nicht zu übersehen. Musikalisch haben D'Arcadia auf der vorliegenden E.P. "Théatre du Satan" unter Anderem auch auf mittelalterliche Elemente zurückgegriffen, allerdings auf eine Art und Weise, die im Stile der frühen Dead can Dance von oberflächlicher Anbiederung frei - und eben künstlerisch ist.
Der Opener "Trust me", in zwei unterschiedlichen Versionen auf der Veröffentlichung, musikalisch am ehesten an Loreena McKennitt oder Blackmore's Night orientiert, beschwört in verführerischen Klängen eine klassische Erlkönig-Situation: "Anything, anyone will now hurt you no more."
Sinnlich-böse ohne alle pubertäre Protzerei geht es auf dem Titeltrack, orientiert an einem Text des verstorbenen "Schwarzmagiers" Anton LaVey zu. Zusammen mit dem Titel "Theodizee", einer Art textlichem Reflex auf Depeche Modes "Blasphemous Rumours" und der Cello-getragenen Liveeinspielung "Tale" ist D'Arcadia ein textlich und klanglich überzeugendes Minialbum gelungen, dessen einziges echtes Manko in seiner relativen Kürze liegt, das aber umso mehr Appetit macht auf das für das kommende Jahr angekündigte "richtige" Album. Mag

 


BLACK

D `ARCADIA "Théatre du satan" MCD
(CONSEQUENCE RECORDS)
Die Münchner Mittelalterband D`ARCADIA besteht seit 1991, gegründet wurde die Band von Hackbrettspielerin Andrea Schiltz und Keyboarder Christoph Straub. Die Band hat sich im Laufe der vielen Jahre durch ihre Samplerbeiträge und ihr Debütalbum "Nostrum" einen Namen bei den Fans Mittelalterlicher Musik gemacht. Nach dem D `ARCADIA eine fünfjährige Schaffenspaue eingelegt hat, präsentiert uns die Band, mit erweiterten Line-Up - Geigerin Bettina zur Rocklage (Ferrum) ihre neue EP auf der sich fünf Songs befinden. Als perfekten Vorgeschmack auf das bald erscheinende fulltime Album gibt es auf der EP neben einer völlig neuen Version von "Trust", einen Live - Mitschnitt von "Tale", sowie die beiden nur hier veröffentlichten Songs "Trust me deeper" und "Theodizee" und den Titelsong "Théatre du satan" zu hören. Ich bin von der Musik die D `ARCADIA spielen sehr angetan. Die Band entführt den Zuhörer in längst vergangene Zeiten und nimmt uns mit ihrer Musik zu einem Ausflug an die Königshöfe Europas mit. Bleibt zu hoffen, dass uns D `ARCADIA nicht mehr all zu lang auf ihr nächstes Album warten lassen

 

     


SONIC SEDUCER

Michael Dettenberger

D'ARCADIA - Théatre Du Satan (MCD)
Fünf lange Jahre hat sich das Münchner Duo D'Arcadia für ein neues Album Zeit gelassen und dann ist es nur eine MCD geworden. Aber um es vorweg zu nehmen, deren Kauf lohnt sich allemal, denn der Wave-Sound der Band klingt frischer als je zuvor, denn ihr Gefühl für melancholisch, düstere Songs haben Andrea Schilz und Christoph Straube nicht verloren.
Songs wie "Trust Me" und "Théatre Du Satan" zeigen die wunderschöne, elfenhafte Stimme von Andrea und werden von dem samtenen Klangteppich geradezu umschmeichelt. Das nächste Album von D'Arcadia ist für den Herbst angekündigt, und falls diese MCD als Appetithappen gedacht ist, darf man auf das neue Album mehr als gespannt sein.

 



MATERIAL (auf Anfrage: mdesign@web.de)

FOTOS:
(1MB)

:TEXTE:

Kurzinfo.doc

 

 

 



Thomas Gäbhard
Dingbuch
383139 Söchtenau
Tel./Fax: 08055/8387
contact@consequence-records.com
www.consequence-records.com